Erzählen Sie einem depressiven Menschen mal, er soll positiv denken. Aus persönlicher Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass das nicht funktionieren wird. Warum? Zum einen natürlich, weil die negativen Synapsen im betreffenden Gehirn wahrscheinlich extrem ausgeprägt sind, zum anderen weil depressive Stimmungen genauso Resultat unserer Biochemie sind wie positive Stimmungen.
Wir sind also nicht nur fröhlich oder niedergeschlagen, weil wir positiv oder negativ denken. Es sind Organe, die zu einem nicht unerheblichen Teil mitbestimmen, wie wir uns fühlen. Allen voran unser Gehirn und unser Darm. Diese beiden können uns das positive Denken gründlich vermiesen.
Wollen Sie Ihrem Leben eine positivere Ausrichtung geben, dann ist es also durchaus sinnvoll, sich nicht nur auf die Kraft der Gedanken zu verlassen, sondern durch eine gesundheitsbewusste Lebensweise nachzuhelfen. Denn die normale Lebens- und Ernährungsweise unserer westlichen Industrienation liefert keine gute Grundlage für ein glückliches Leben. Ganz im Gegenteil. Sie wird Ihnen das positive Denken sehr schwer machen.
Das Problem mit dem Gehirn
Letztlich sind es sehr komplexe Faktoren, die in unserem Gehirn darüber entscheiden, wie groß die Möglichkeit ist, dass ein positiver Gedanke unser Leben zum Besseren verändern kann.
Die fiesen Neuronen
Im Grunde ist unsere ganze Persönlichkeit, unser Denken und Handeln nichts anderes als eine große Verschachtelung von neuronalen Verknüpfungen. Kommen wir in eine bestimmte Situation, dann werden Neuronencluster aktiviert, die wir uns in der Vergangenheit dafür angeeignet haben. Dadurch werden nicht nur bestimmte Verhaltensweisen oder Bewegungsabläufe, sondern auch Gefühle aktiviert. Unser Denken, Handeln und Fühlen ist quasi vorprogrammiert. Und diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen.
Wie leicht es uns gelingt, die Verbindungen in unserem Gehirn umzustrukturieren hängt wiederum davon ab, wie gesund unser Gehirn ist. Unsere Neuroplastizität wird unterstützt durch eine permanente Stimulation der Verzweigungen, aber auch durch das chemische Milieu.
Stimulation der Verzweigungen
Um eine nachhaltig positive Veränderung auf körperlicher wie geistiger Ebene zu bewirken, müssen wir also anders denken, anders fühlen und etwas anders tun. Und für jeden dieser Schritte benötigen wir ein bestimmtes Areal in unserem hoch entwickelten Gehirn.
Mit unserem Frontallappen analysieren wir unsere Situation und erkennen bekannte Muster. In unserem Neocortex können wir uns neue Programme ausdenken, die wir gerne einspielen würden. Hier erfinden wir sozusagen die positive Veränderung in unserem Leben. Doch dass diese Veränderungen dann auch wirklich auf unserer Festplatte im Cerebellum abgespeichert und somit zur Gewohnheit werden, müssen wir sie dem Körper zuerst beibringen. Und das läuft über unser limbisches System, dass chemische Botenstoffe produziert und so dafür sorgt, dass aus einem Gedanken ein neues Verhalten werden kann.
Wenn wir also glücklicher, zufriedener, mitfühlender oder dankbarer werden wollen, dann beginnt die Reise zwar durchaus mit einem positiven Gedanken, doch erfordert es noch gezielte weitere Schritte, wie wir sie beispielsweise auch in der Visionsarbeit finden, um diesen Gedanken nachhaltig in unserem Gehirn und unserem Körper und damit in unserem Leben zu verankern. Mehr darüber erfahren Sie auch in diesem Artikel.
Es ist unbedingt notwendig, die Verzweigungen für eine neue Erfahrung permanent zu stimulieren, um die alten zu vergessen! Wie beim Sport ist auch hier permanentes Training nötig, um die Leistung stetig zu verbessern.
Das chemische Milieu im Gehirn
Sogenannte Neurotransmitter ermöglichen die Kommunikation zwischen unseren Gehirnzellen und sind dafür bekannt, dass sie sich auf unsere Stimmung, unser Verhalten und unsere Persönlichkeit auswirken. Die wichtigsten dieser Neurotransmitter für Wohlbefinden und Veränderung sind: Acetylcholin (für Lernen und Gedächtnis), Serotonin (für Glück und Freude), Dopamin (für Genuss und Belohnung) und GABA (für Ruhe und Entspannung).
Zahlreiche Faktoren wie Entzündungen, Stress und hormonelle Schwankungen wirken sich auf unsere Neurotransmitterbildung aus. So kann es gut sein, dass es bei jemandem, der unter Gelenkschmerzen und Stress leidet aufgrund der andauernden Entzündungen und Stressreaktionen zu Motivationsverlust und einem Gefühl der Wertlosigkeit kommen kann, weil der Dopaminspiegel aufgrund dieser Faktoren sinkt.
In solchen Fällen kann das gute alte positive Denken uns nicht weiter bringen. Was uns aber weiterbringen kann, ist uns aktiv um die Gesundheit unseres Gehirns und damit um eine ausreichende Ausschüttung von Neurotransmittern zu kümmern.
Einfache Maßnahmen, die Ihre Gehirngesundheit unterstützen:
Halten Sie Ihren Blutzucker stabil. (Vermeiden Sie Zucker und Weißmehl und essen Sie regelmäßig vollwertig pflanzliche Nahrungsmittel. Vor allem Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide sowie Kräuter und Gewürze helfen Ihnen bei der Blutzuckerregulierung.)
Sorgen Sie durch ausreichend Bewegung für eine gute Sauerstoffzufuhr.
Lassen Sie Ihre Blutwerte kontrollieren und füllen Sie Ihre Nährstoffdepots wieder auf. (Vor allem: Aktives B12 (Holotranscobalamin), Vitamin D3 (25-OH), Speichereisen (Ferritin), Zink und Omega 3 Index)
Genauso wie unsere Psyche sehr oft getrennt vom Körper betrachtet wird, wird auch unser Gehirn sehr oft als getrennt vom Körper betrachtet. Ein fataler Fehler. Denn viele körperliche Faktoren haben Einfluss auf die Gehirngesundheit und damit auf unsere Fähigkeit uns zu konzentrieren, Neues zu lernen oder uns einfach zu freuen. Allen voran der Darm. Das ist ein spannendes Forschungsgebiet, dass immer mehr Beachtung findet, und dass uns auf dem Weg in ein glückliches und gesundes Leben bahnbrechende Erfolge bescheren kann!
Das chemische Milieu im Darm
Die Kommunikation mit dem Gehirn
Viele der oben genannten Neurotransmitter werden dem Gehirn direkt über die Darm-Gehirn-Achse angeliefert. Denn der Magen-Darm-Trakt enthält chemische Botenstoffe die das Immunsystem des Gehirns und die Leitungsbahnen der Neurotransmitter beeinflussen.
So nimmt das, was in unserem Darm geschieht erheblichen Einfluss auf unsere Stimmung, unsere Persönlichkeit und vieles andere.
Das Darmpeptid Ghrelin sorgt zum Beispiel dafür, dass wir besser lernen und uns erinnern können. Was uns dabei unterstützt, uns neue Denkweisen und Gewohnheiten anzueignen. Und das für eine positive Einstellung so wichtige Dopaminsystem wird ebenfalls durch den Stoff Neurotensin aus dem Darm beeinflusst.
Der Einfluss der Darmflora
In unserem Darm leben etwa eine Billion Bakterien! Das sind etwa 10 mal so viele wie unser Köper Zellen hat! Diese bakteriellen Organismen sind überaus empfindlich und reagieren sehr sensibel auf alle Stoffe, die wir uns über die Nahrung zuführen. Füttern wir also die schädlichen Bakterien in unserem Darm, dann geht es uns schlecht, füttern wir hingegen die nützlichen Darmbakterien, dann werden alle Körpervorgänge auf positive Weise unterstütz. Sogar bei Depressionen und anderen psychiatrischen Störungen lenken immer mehr Studien den Verdacht auf die Darmflora.
Vielleicht haben Sie auch schon einmal festgestellt, dass Sie sich nach der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel besser oder schlechter fühlen. Jetzt wissen Sie, dass das ganz einfach daran liegt, dass sich die chemischen Substanzen, die mit den Darmmilieu in Berührung kommen unmittelbar auf die chemischen Abläufe im Gehirn auswirken.
So füttern Sie die guten Darmbakterien:
Nützliche Darmbakterien lieben Gemüse, weil es viele Ballaststoffe und gesunde Stärke enthält. Vor allem grünes Blattgemüse, wie z.B. Salat, Spinat oder Mangold ist reich an den förderlichen Ballaststoffen und erhöht zudem noch Ihren Energiepegel. Auch Vollkorngetreide wirkt sich sehr positiv auf unsere Darmflora aus. Wenn Sie Vollkorngetreide essen, dann schlagen Sie gleich zwei Gehirn-Funktions-Fliegen mit einer Klappe, denn es füttert nicht nur die Darmbakterien, sondern verbessert auch die Blutzuckerregulierung.
Comments 3