Superorgan Darm – Der Schlüssel zu Gesundheit und Resilienz

Wussten Sie, dass nicht nur Verdauungsprobleme, sondern auch Infektanfälligkeit, psychischen Beschwerden, Hautproblemen, Allergien und Übergewicht ihren Ursprung im Darm nehmen? Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich meine Ernährung aufgrund meines Burnouts komplett umgestellt habe, wusste ich das nicht.
Umso unglaublicher war es für mich, dass viele meiner Beschwerden, die mich zuvor jahrelang begleitet hatten, teilweise binnen Tagen oder Wochen auf wundersame Weise verschwunden sind. Vor allem für unsere Psyche und unsere Immunabwehr liegt in unserem Darm ein unermessliches Potenzial verborgen, dass wir nur zu nutzen brauchen um nicht nur gesünder und widerstandsfähiger, sondern auch glücklicher zu werden. 
In diesem Artikel will ich aufzeigen, warum die Biochemie in unserem Darm einen solch signifikanten Einfluss auf unser Körpersystem nimmt und Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen bieten, die es auch Ihnen ermöglichen, ihre Gesundheit und Lebensqualität enorm zu verbessern, indem Sie Ihrem Darm und seinen Bewohnern die Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, die sie verdienen. Denn ich bin überzeugt: Das Bewusstsein für eine gute Darmflora ist die die Grundlage für ein gesundes und glückliches Leben. Das durfte ich selbst erfahren. 🙂

 

Schon Hippokrates war der Ansicht: „Alle Krankheiten beginnen im Darm.“ Wenn wir einen kleinen Blick auf die Faktenlage dieses komplexen Superorgans werfen, dann wird uns auch klar, warum er damit schon vor Christi Geburt eine heute noch revolutionäre Aussage getroffen hat.

 

Ein paar Fakten über den Darm

Unser Darm hat mit all seinen Falten, Zoten und Mikrozoten eine Gesamtfläche von unglaublichen 300 – 500 qm. Das ist in ungefähr so groß wie ein Tennisplatz! Durch diese immense Fläche bildet er nicht nur die größte Kontaktfläche zur Außenwelt, sondern ist auch die größte Hormondrüse des Körpers. Damit ist er in der Lage eine Menge Informationen zu sammeln, aufzubereiten und weiter zu geben. Für unser Immunsystem kann er mehr Erfahrungen bei der Abwehr sammeln als jedes andere Organ, und sogar unser Stressempfinden im Gehirn wird durch den Darm beeinflusst. Außerdem beheimatet er eine gewaltige Menge Darmbakterien die ein halbes bis zwei Kilogramm auf die Wage bringen. Das ist das Gewicht einer Katze! Und die ebenfalls großen Einfluss auf Gesundheit und Krankheit von Körper und Psyche nehmen.

 

Was der Darm mit unserer Psyche zu tun hat

Gehirnnerv Vagus Nerv

Unser vegetatives Nervensystem, das unsere Stressreaktion steuert, besteht aus zwei Teilen. Dem Sympathikus (für Kampf oder Flucht) und dem Parasympathikus (für Ruhe und Entspannung). Unser Parasympathikus befindet sich vorwiegend in unserem Vagus-Nerv. Dieser verbindet die inneren Organe mit unserem Gehirn und verbringt etwa 80 Prozent seiner Zeit damit, den Organen zuzuhören. Als Gehirnnerv wird er deshalb bezeichnet, weil er dem Gehirn und nicht wie die meisten anderen Nerven (wie z.B. Auch der Sympathikus) dem Rückenmark entspringt. Der Vagus ist also der „direkte Draht“ zwischen Gehirn und Darm. Wenn Sie mehr über die spannende Welt des Vagus Nervs und seine Auswirkungen auf unser tägliches Leben wissen wollen, dann wird Ihnen dieser Artikel gefallen.

Da unser Darm, wie wir bereits erkannt haben, unsere größte Kontaktfläche zur Außenwelt darstellt, und der Vagus Nerv hauptsächlich damit beschäftigt ist, dem Gehirn Informationen aus den Organen zur Verfügung zu stellen, reagieren Gehirn und Körper also permanent auf all die unglaublich vielen Reize, die über unseren Darm aufgenommen und zu einem großen Teil durch unsere Nahrung ausgelöst werden. 

Machen Sie sich bewusst: Alles, was Sie Ihrem Körper zuführen beeinflusst Ihr Nervensystem und dadurch Ihre Stressresistenz, Ihre Widerstandsfähigkeit und Ihre Belastbarkeit.

Der direkte Kontakt von Gehirn und Darm über den Vagus Nerv wirkt sich aber auch in entgegengesetzter Richtung aus. So können Stressreaktionen im Gehirn zu Störungen der Darmfunktion führen, da diese unser Darmmilieu verändern. Dadurch kommt es häufig zu dubiosen Darmproblemen, für die es keine organische Erklärung gibt.

Wir haben vielfältige Möglichkeiten, den Vagus Nerv und damit auch unser Darmmilieu zu stärken. Durch eine tägliche Entspannungspraxis in der wir uns z.B. Der Meditation, dem Yoga, der Kunst oder der Musik hingeben, aktivieren wir unseren Nerv der Ruhe und stärken gleichzeitig unsere Darmfunktionen. Auch durch kleine Bewegungsabläufe können Sie den Vagus Nerv im Alltag trainieren. Eine Anleitung dazu finden Sie ebenfalls in diesem Artikel.

 

Serotonin – Ein Botenstoff des Darmnervensystems

Die Nervenzellen in unserem Darm sind in der Lage über 30 verschiedene Botenstoffe herzustellen. Unter anderem auch das allseits bekannte Glückshormon Serotonin, dass uns Gelassenheit, Ruhe und Angstfreiheit schenkt. Und schon wird klar, dass Entspannung nicht nur in unserem Gehirn, sondern vor allem auch in unserem Darm entsteht. Denn phänomenale 95 Prozent der gesamten Serotoninmenge werden in unserem Darm hergestellt und gespeichert. Leiden wir an einem Serotoninmangel, dann führt das nicht nur zu gedrückter Stimmung und Ängsten, sondern auch zu Schlafproblemen. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel.

Unser Glück entsteht also im Darm!

Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen stellen unserem Körpersystem nicht nur sämtliche Ausgangsstoffe und Kofaktoren für die Serotoninsynthese zur Verfügung, sondern liefern zudem eine Fülle an wertvollen Ballaststoffen, die die guten Darmbakterien füttern und vermehren. Damit sind sie wahre Superfoods, nicht nur für unsere Stimmung, sondern auch für unser Immunsystem, wie wir im nächsten Abschnitt erfahren werden.

 

 

Wie der Darm unser Immunsystem beeinflusst

Unser Darm spricht nicht nur mit Gehirn und Nerven-, sondern auch mit unserem Immunsystem. Denn das größte Kontaktorgan zur Außenwelt beheimatet einen Großteil der Immunzellen unseres Körpers. Die lernfähige Immunantwort ist dafür verantwortlich, dass Bakterien, Pilze und Viren gezielt vernichtet werden können.
Und ein Großteil dieser Bakterien, Pilze und Vieren wird im Darm bekämpft! Die sogenannten Bifidobakterien in unserem Verdauungsorgan sind die wichtigsten Sparringspartner unserer Immunzellen. Mit einer großen Diversität an Darmbakterien kann eine große Diversität an Erregern erkannt und vernichtet werden.

Gemeinsam mit den Darmbakterien stellen die Zellen unserer lernfähigen Immunantwort Antikörper her, um spezifische Erreger zu bewältigen.

Unsere lernfähige Immunantwort ist ein wahres Wunderwerk! Denn innerhalb von Tagen oder Wochen ist sie in der Lage neue Bakterien, Pilze und Viren gezielt zu vernichten. Uns bietet sich dadurch die unglaubliche Möglichkeit unsere Gesundheit und Lebensqualität durch die bewusste Pflege unseres Mikrobioms positiv zu beeinflussen.

Um Erreger zu erkennen und zu vernichten ist also eine gute Darmflora erforderlich, die eine beruhigende und hemmende Wirkung auf unser Immunsystem hat. Und diese zu erhalten ist im Prinzip relativ einfach, denn Sie brauchen nichts weiter zu tun, als jeden Tag eine Menge Ballaststoffe in Form von viel frischem Obst und Gemüse, Vollkorngetreiden und Hülsenfrüchten zu verzehren und alle verarbeiteten und tierischen Nahrungsmittel dafür von Ihrem Speiseplan zu streichen.

 

Biohacking für eine gute Darmflora

So züchten Sie gute Darmbakterien

Wenn wir uns betrachten, wie viele (verschiedene!) Informationen zu einem gesunden Gedärm in Web und Fachliteratur zu finden sind, dann wird klar, dass unser Darm und vor allem sein Mikrobiom immer noch ein großes Mysterium darstellen. Viele Menschen stehen hilflos vor der Aufgabe, ihre Darmbakterien und damit sehr oft auch ihre Gesundheit und ihr Leben in Ordnung zu bringen.

Doch auch hier ist der einfachste Weg wie so oft nicht der Beste. Es ist nicht damit getan, eine Darmaufbaukur zu machen oder täglich Produkte wie Yakult zu konsumieren. (Von Produkten wie Yakult und Actimel würde ich Ihnen schon darum abraten, weil nicht nur viele wirkungslose Inhaltsstoffe enthalten sind, sondern durch die tierischen Bestandteile auch noch eine Vermehrung gesundheitsschädlicher Darmbakterien gefördert wird.) Denn der Konsum „guter“ Darmbakterien, sogenannter Probiotika, ist erst der erste Schritt. Die Probiotika überleben nämlich nicht in Ihrem Darm, wenn Sie sie nicht permanent füttern. Um zu überleben und sich zu unseren Gunsten zu vermehren benötigen die Probiotika Futter in Form von Präbiotika.

Die Herausforderung liegt also darin:

1.

„Gute“ Darmbakterien wie Bifidobakterien, Escherichia coli oder Lactobacilli, die unser Superorgan bei seiner Arbeit für‘s System unterstützen, in den Darm zu bekommen.

Diese finden sich z.B. In fermentierten Lebensmitteln oder können als Nahrungsergänzung eingenommen werden. (Ein sehr empfehlenswertes Präparat hierfür sind die guten Darmbakterien von Dr. Wolz) und diese anschließend

2.

Mit Präbiotika zu züchten

Und das ist mühelos möglich, indem Sie Ihren guten Darmbakterien, wie in den vorausgehenden Abschnitten bereits dargestellt, TÄGLICH ausreichend Ballaststoffe in Form von viel frischem Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreiden, Nüssen und Samen zur Verfügung stellen. Hierbei gilt: Je abwechslungsreicher Ihre pflanzliche Ernährung ist, desto abwechslungsreicher sind Ihre Bakterien. Dadurch steigern Sie nicht nur die Effektivität Ihrer Immunabwehr, sondern stärken auch Ihre psychische Stabilität und Widerstandsfähigkeit. Sie werden Resilient gegen physische und psychische Einflüsse.

 

So züchten Sie schlechte Darmbakterien

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Natürlich gibt es auch „schlechte“ Darmbakterien wie die Campylobacter, Enterococcus faecalis oder Enterococcus faecalis, die für Fäulnis sorgen, Entzündungen begünstigen und Unverträglichkeiten hervorrufen.

Diese gilt es

– zu eliminieren
– und an der Vermehrung zu hindern.

Tierische Nahrungsmittel sind das beste Futter für die „schlechten“ Darmbakterien. Sie sind dafür verantwortlich, dass Fäulnisbakterien entstehen, die sogar Arteriosklerose verursachen können, sorgen dafür, dass sämtliche Entzündungen im Körper begünstigt werden und schwächen so unser Immunsystem. Viele Gründe sprechen also dafür, den hohen Konsum tierischer und hoch verarbeiteter Produkte in unserer westlichen Industrienation sehr kritisch zu betrachten. Denn auch hoch verarbeitete Lebensmittel liefern keinerlei Nutzen für den Darm, und vermehren zudem die für unser System schädlichen Darmbakterien.

 

Lifestyle Hacks

Bewegung

Studien zeigen, dass Sie durch Bewegung die Vermehrung Ihrer gesundheitsfördernden Darmbakterien ankurbeln können. Zudem wird dadurch das Transportsystem von Blut und Lymphe angeregt, was wiederum den Transport der Darm-Botenstoffe in andere Körperregionen begünstigt.

Unterstützendes soziales Umfeld

Senioren, die einsam in Heimen leben verfügen über eine wesentlich geringere Diversität an Darmbakterien, als jene, die sich in einem anregenden sozialen Umfeld aufhalten. Das beweist, dass die Qualität unserer sozialen Beziehungen unser Mikrobiom und damit unsere Gesundheit und Lebensqualität maßgeblich beeinflussen kann.

 

Kurz und knackig:

– Ernähren Sie sich Ballaststoffreich und pflanzlich
– Führen Sie bei Bedarf „gute“ Bakterienstämme zu, um diese zu züchten
– Vermeiden Sie den Konsum von tierischen und hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln
– Sorgen Sie für tägliche Sporteinheiten und Entspannungsphasen
– Umgeben Sie sich mit positiven Menschen

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