Wie finde ich mich selbst

Warten auf das Leben

Mal ganz ehrlich, wir warten doch ständig auf Irgendetwas. Wir warten auf unseren Traumpartner, auf die untimative Chance, auf den bahnbrechenden Erfolg.

Wir warten auf die glückliche, unbeschwerte Zeit, die uns noch bevorsteht.

Meiner Ansicht nach entsteht Glück nicht aus einer wartenden Haltung.
Glück entsteht aus der Liebe zum Leben, egal in welchem Gewand es sich gerade zeigt und aus der Liebe zu uns selbst, trotz all unserer Fehler.

 

Was ist dieses dubiose Glück, auf das wir warten?

Wir betrachten Glück als eine Art Endziel. Totalitäre Fröhlichkeit als helles Leuchtfeuer am Firmament, dass die beschwerliche Nacht des Lebens erhellt. Glück ist definiert als ein Zustand, in dem wir keinen Mangel wahrnehmen und fröhlich sind. Es ist ein Moment, in dem wir das Gefühl haben, einmal alles richtig gemacht zu haben.

Und ich vermute, genau da liegt der Hund begraben! Ich vermute, dass wir „Glück als Erlebnis“ letztlich vor allem als Bestätigung dafür brauchen, um uns selber auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Hey! Das hast du super gemacht! Du hast etwas geleistet und darum hast du es jetzt verdient, ein bisschen Frohsinn zu erfahren.“ Wir verfügen oft gar nicht über das nötige Selbstwertgefühl, um uns selbst zuzugestehen, dass wir auch einfach glücklich sein dürfen, nur weil wir da sind. Ganz einfach, weil wir wundervoll und gut sind, so wie wir sind. Wie viele Leute kennst du, die sich den ganzen Tag einfach darüber freuen können, wie wunderbar sie sind? 

Glück ist also weniger etwas, dass wir durch Arbeit im Außen erzeugen, sondern vielmehr eine innere Haltung, die es gilt zu kultivieren. Glück entsteht in dem Moment, in dem wir es erschaffen. In uns selbst. Indem wir es uns selbst zugestehen. Indem wir uns selbst zugestehen, dass wir gut genug sind. 

Denn wenn es irgendetwas, dass wir uns wünschen, in unserm Leben im Moment noch nicht gibt, dann deshalb, weil wir noch nicht bereit dafür sind. Wir haben noch zu lernen und dafür brauchen wir nichts weiter zu tun, als dem Leben und uns selbst offen zu begegnen. 

 

Sei offen für das Unbekannte!

Wir wünschen uns diese extatischen Glücksmomente, die uns regelrecht durchströmen und uns ein Gefühl der Befriedigung unserer Bedürfnisse geben. 

Ich habe in meinem Leben viel Zeit und Energie dafür aufgewendet, um genau diesen Momenten hinterherzujagen. Nur um festzustellen, dass sie immer dann geschehen, wenn etwas Unvorhergesehenes geschehen ist. Sie kamen nicht dann, wenn ich es erwartet – und dafür „gearbeitet“ – hatte, sondern sie kamen dann, wenn ich keine Ahnung hatte, was mich erwartet. Erlebnisse, die ich mir in meinem Hirn niemals hätte vorstellen können, haben dann ganz tief mein Herz berührt.

Fazit für mich: Ich kann mir gar nicht vorstellen, was mich alles glücklich macht. Meine Erwartungen sind nichts als Beschränkungen, die ich mir selber ausgedacht habe. Und die Jagd nach Glücksmomenten war für mich nur ein brillantes Ablenkungsmanöver, um mich viele Jahre lang von mir selbst und meinen Blockaden fern zu halten.

 

Glück, wie wir es oft definieren, sehe ich persönlich also als das Streben nach einer kurzfristigen Befriedigung unserer bekannten Bedürfnisse an.

 

Frieden mit mir selbst, so habe ich festgestellt, ist das, nach dem ich wirklich auf der Suche war. Die Fähigkeit, mir und den Umständen mit Liebe und Wertschätzung zu begegnen. Den Kampf aufzugeben, in bestimmten Situationen bestimmte Reaktionen abliefern zu müssen und dankbar zu sein, für alle Erfahrungen, die mir das Leben ermöglicht. 

 

Nimm die Herausforderungen des Lebens dankbar an!

Herausforderungen die uns im Form von Krisen, Schicksalsschlägen oder Verlusten begegnen, bieten uns die unermesslich wertvolle Möglichkeit unser Wirklichkeitskonstrukt zu erweitern. Wir können uns selbst und unsere Möglichkeiten komplett neu kennenlernen.

Die Wahrnehmung unserer Wirklichkeit und damit auch unserer Möglichkeiten ist letztlich nur eine Illusion. Eine Illusion, der wir – durch die Programmierung, die wir im Laufe unseres Lebens durch unser Elternhaus und unsere Gesellschaft erfahren haben – erliegen. Gerade der plötzliche Tot meiner Mama hat es mir ermöglicht, sehr viel darüber zu lernen, wie schnell unsere echten Gefühle und Wahrnehmungen von unseren Erwartungen und Erfahrungen überlagert werden können. Ich denke, es ist sehr, sehr wichtig, sich bewusst zu sein, dass es eben nicht mehr ist, als die Erfahrungen aus unserer Vergangenheit, die uns oft dazu veranlassen Trauer und Schmerz als negativ zu betrachten und die Möglichkeiten, die uns solche Phasen bieten, außer Acht zu lassen.

Nichts passiert ohne Grund. Wir haben immer die Wahl, uns von einem Ereignis niederreißen zu lassen oder stärker – und friedlicher – daraus hervorzugehen. Denn ich für mich habe festgestellt, dass aus tiefer Trauer ebenso tiefe Freude, aus Verlust eine ganz neue Offenheit, aus Ohnmacht eine geradezu unbegrenzte Motivation oder aus Eingeengtheit eine unglaubliche Freiheit entstehen kann. 

 

Schätze alle Situationen, so wie sie sind!

Vielleicht sollten wir einfach damit aufhören, etwas zu erwarten und die Dinge einzuklassifizieren. Vielleicht sollten wir lieber lernen, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie eben sind.

Dass es in Phasen der Trauer durchaus auch Momente der Freude und des Erkennens geben kann. Weil man sich selbst auf eine andere Weise spürt, die Dinge, die zum Alltag geworden sind vielleicht anders hinterfragt, liebevollere und tiefere Begegnungen zulassen kann, weil einfach keine Kraft mehr da ist, irgendein emotionales Schutzschild aufrecht zu erhalten.

Dass es in Phasen des Glücks durchaus auch zu bedächtigen Momenten kommen darf, in denen die Ektase sich in Bruchteilen einer Sekunde verflüchtigt und ganz anderen Gefühlen weicht. Dass wir vielleicht erkennen, dass wir diesen Moment nur darum so sehr genießen können, weil wir eben auch schon die eher schattigen Seiten des Lebens erfahren durften. Und dass es uns genau diese Einsicht ermöglicht, Frieden mit unserer Vergangenheit zu schließen.

Vielleicht sollten wir uns einfach erlauben, echt zu sein. 

Immer nur das „große Glück“ zu erwarten ist daher meiner Meinung nach gar nicht so erstrebenswert. Erstrebenswert ist es für mich, das Leben zu lieben. Egal wie es ist. Weil es mein Leben ist und ich jeden Tag in jedem Moment die Möglichkeit dazu habe, das daraus zu machen, was ich JETZT gerne will. 

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