Persönliche Stärken kennen: 4 Schritte um dein Selbstbewusstsein zu steigern

Den Großteil meines Angestelltenlebens war ich eine gut aus- und weitergebildete Fachkraft mit viel Praxiserfahrung. Ich hatte richtig was auf dem Kasten. Aber dass ich so hoch versiert war, schien außer mir irgendwie niemand zu bemerken.

Aber ich wusste doch, was ich wirklich konnte! Und genau da lag der Hund begraben. Ich wusste es, aber ich glaubte es nicht. Ich setzte es nicht selbstbewusst ein. Ich habe immer darauf gewartet, dass es von außen bemerkt wird. Und wenn dem nicht so war, machten sich Selbstzweifel in mir breit. Irgendwann habe ich glücklicherweise erkannt, dass für meine erfolgreiche berufliche Positionierung nicht nur meine fachliche Qualifikation entscheidend ist. Selbstvertrauen in mich und meine Fähigkeiten ist mindestens genau so wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger.

Wenn du selbst nicht zu 100 % an deine Fähigkeiten glaubst, wieso in aller Welt sollte es dann irgendjemand Anderes tun?

An deine wahren Stärken zu glauben ist unheimlich wichtig. Denn sie sind die Grundlage für

-> dein sebstbewusstes Auftreten

-> deine Möglichkeiten, die wahrscheinlich viel größer sind als du denkst

-> die Wirkung deiner Persönlichkeit auf andere

Wie schaffe ich es, an meine Stärken zu glauben?

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es nicht ausreicht, einfach darüber nachzudenken, was man kann. Auch Internetrecherche nach passenden Stärken oder ein Test können zwar den ein oder anderen AHA-Moment liefern, wirken sich aber nicht nachhaltig auf deine Verhaltensweisen aus. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Selbstbewusstsein kommt davon, dass du dir deine Stärken BEWUSST machst – dich also damit auseinander setzt, sie hinterfragst, durchdenkst und greifbar machst.

Dafür, dass dir das gelingen kann, sind zwei Faktoren nötig:

1. Deine Stärken aus Erfahrungen ableiten
Denn nur dann sind es keine einfachen Wörter mehr, sondern bewiesene Tatsachen.

2. Deine Stärken schriftlich erarbeiten
Ob du ganz old school mit Papier und Stift arbeiten oder lieber am PC vor dich hintippeln willst, ist völlig egal. Wichtig ist nur, deine Erkenntnisse unbedingt schriftlich festzuhalten. Denn wenn du die Dinge „nur“ im Kopf hast verspielst du folgende wichtige Vorteile:

-> deine Gedanken können geordnet werden

-> deine Gedankenströme werden zu konkreten Worten und liefern dir so mehr Klarheit

-> Verknüpfungen verschiedener Erfahrungen können visuell erfasst werden

-> Geschriebenes kann im Nachgang viel besser kommuniziert werden, weil es sich besser im Gedächtnis festsetzt

Wahrscheinlich wird dir spätestens jetzt klar, dass es sich bei der Stärkensuche um richtig Arbeit handelt, für die du Zeit und Hirnschmalz einsetzen solltest. Aber ich verspreche dir, es wird sich lohnen!

Du kannst mehr, als du denkst!

Und wie du herausfindest, was du alles kannst, möchte ich dir in folgenden 4 Schritten zeigen.

 

Finde deine persönlichen Stärken!

 

1. Deine Lebenserfahrung sammeln

Hier ist etwas Biografiearbeit gefragt. Denn ALLE privaten und beruflichen Ereignisse in deinem Leben hast du durch Einsatz deiner Stärken bewältigt. Also willst du dir zuerst einmal ins Gedächtnis rufen, welche Ereignisse es in deinem Leben bisher überhaupt gab. Um dein Gedächtnis anzuregen, kann dir eine Lebenslinie helfen.

 

Dafür malst du einfach einen Strich, also deine „Lebenslinie“.  Anschließend markierst du oberhalb und unterhalb der Linie noch einen Bereich, um deine Stimmung zur Situation zu beurteilen. Oben ist positiv – du hast diese Episode deines Lebens als gut erlebt. Unten ist negativ – Du hast diese Episode deines Lebens als schwierig erlebt. Beginne etwa bei deinem 10. Lebensjahr und arbeite dich von links nach rechts auf der Linie zeitlich nach vorne. Rufe dir wichtige Ereignisse ins Gedächtnis. Nutze die beiden Bereiche – oben und unten – um sie zu bewerten.  Zeichne alles ein, was du für wichtig hältst. Denke an all deine Lebensbereiche wie Schule, Ausbildung, Weiterbildung, Arbeitsleben, Praktika, Nebenjobs, Haushalt und Familie, Hobbys und auch an deine besondere Lebenssituationen wie z.B. Umzug.

 

2. Hoch und Tiefpunkte markieren

Betrachte nun die Stationen auf deiner Lebenslinie. Wo schlägt sie am meisten aus? Welche Ereignisse bewertest du sehr positiv oder negativ?

 

Im positiven Bereich haben dich deine Stärken dabei unterstützt, die Situation zu erreichen. Vielleicht hast du eine besonders gute Leistung erbracht, um einen Erfolg zu feiern, oder du hast eine Entscheidung getroffen, die gut für dich war. Oder du konntest einfach etwas tun, das dir richtig viel Spaß macht und warst deshalb so zufrieden. Die nicht so guten, also eher negativen Phasen unseres Lebens versuchen wir in der Regel eher auszublenden. Allerdings stellt uns das Leben gerade hier vor Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Daher ist es sinnvoll auch diese zu betrachten, da sie ein beachtliches Potential haben, Stärke zu beweisen. Hast du vielleicht in einem schlechten Job die Initiative ergriffen und gekündigt? Hast du einen turbulenten Umzug organisatorisch sagenhaft gemeistert, oder bist du vor einer großen Hürde gestanden, die du dank deiner Fähigkeiten überwinden konntest?

 

3. Prägnante Ereignisse auswählen

Nun ist es an der Zeit, deine Kenntnisse, Fähigkeiten und Stärken in Worte zu fassen. Hierzu machst du dir am besten eine Art Tabelle mit 2 Spalten.

 

In die Linke trägst du die Ereignisse ein, die dir in deiner Lebenslinie am prägnantesten erscheinen. Wichtig ist hier: Nichts ist selbstverständlich! Streich also Denkweisen wie „das musste halt sein“, „das macht doch jeder so“, „das ist doch ganz normal“ prinzipiell – und vor allem für diese Übung – aus deinem Hirn. Denn nichts ist selbstverständlich und kein Mensch ist gleich. Jeder ist in einem anderen Bereich „erfolgreich“. Eine Hausfrau kümmert sich zum Beispiel erfolgreich um ihre Familie. Hier ist viel Organisationstalent gefragt und wenn ihr die Gesundheit der Familie besonders am Herzen liegt, hat sie vielleicht ein umfangreiches Wissen zu gesunder Ernährung, Bewegung oder alternativen Heilmethoden. Hat das jeder? Bestimmt nicht, ansonsten würden Online Sport- und Ernährungsprogramme nicht so gut laufen.

Du siehst also: Nichts ist selbstverständlich.

Auch deinen Job richtig und gut zu machen ist nicht selbstverständlich, sondern nur unter Einsatz von theoretischem und praktischem Fachwissen, gewissen Erfahrungen und verschiedenen Kompetenzen wie zum Beispiel Disziplin, Entscheidungsfreudigkeit und Verantwortungsbewusstsein möglich.

Wähle dir nun die Ereignisse aus, die dich besonders gefordert haben, und trage sie in die linke Spalte deiner Tabelle ein.

 

4. Stärken erkennen

Nun wirst du deine Stärken in der rechten Spalte deiner Tabelle sammeln. Wähle dir eines deiner Lebensereignisse auf der linken Seite aus und stelle dir folgende Fragen:

-> Welche meiner Eigenschaften haben mir geholfen, die Dinge zu tun? 
(z.B. Autorität, Wissbegierigkeit, Gesundheitsbewusstsein, Disziplin, Wortgewandtheit, Neugier)

-> Was musste ich können, um die Dinge zu tun?
(Benötige ich Talent dafür? Wenn ja, welches? (z.B. Organisationstalent, handwerkliches Geschick)
Benötige ich bestimmte Kenntnisse? (z.B. Programmkenntnisse, Kenntnisse der menschlichen Anatomie, Aufbau und Ablauf von Prozessen)

 

Auf diese Weise betrachtest du dir zunächst ein Ereignis nach dem anderen und schreibst dir deine Erkenntnisse dazu auf. So rückst du dein Können und Wissen Stück für Stück weiter in dein Bewusstsein.

Anschließend betrachtest du deine Sammlung und nimmst dir einen Textmarker zur Hand oder aktivierst das Markierungswerkzeug an deinem PC.

Zu guter Letzt markierst du die Eigenschaften und Tätigkeiten, die dir besonders leicht fallen. Das sind deine Stärken.

Entscheide einfach aus dem Bauch heraus, indem du dir folgende Fragen stellst:

-> Welche der aufgelisteten Tätigkeiten machen mir mega viel Spaß und gehen mir leicht von der Hand?

-> Welche der aufgelisteten Eigenschaften beschreiben mich am besten?
(Hier kannst du dir auch Unterstützung von Menschen holen, die dich gut kennen.)

 

Jetzt hast du deine Stärken gefunden.

Sei dir deiner Stärken bewusst! Glaube daran! Bring sie in neuen Projekten zum Einsatz. Verwende sie für deine Bewerbung, im Alltag oder im Personalgespräch.

Konnte dir mein Artikel weiterhelfen, oder hast du vielleicht eine ganz andere Methode, dir deine Stärken bewusst zu machen oder selbstbewusst aufzutreten? Teile es mit mir in den Kommentaren!

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