Wie führt Zeitmanagement in der Remote-Arbeit zu mehr psychologischer Sicherheit?

Innerhalb von Unternehmen, aber auch übergreifend kann oft beobachtet werden, dass es einigen Teams extrem gut gelingt, erfolgreich zu sein und produktiv zusammen zu arbeiten und anderen eher nicht. Doch woran liegt das?
Die persönliche und fachliche Kompetenz ist eben nicht der einzige Garant für eine gelungene Zusammenarbeit. 
Erfolgreiche Teams haben meist ein gemeinsames Verständnis von Problemräumen und Lösungswegen entwickelt. Sie haben sich also Ihren eigenen Prozess geschaffen. Einen Prozess, der auf den Grundlagen der psychologischen Sicherheit beruht und darum so erfolgreich ist. Erfolgreich deshalb, weil all die Bedürfnisse, die dazu führen, Potenziale auszuschöpfen und Höchstleistungen zu erbringen dadurch befriedigt werden. Ich lehne mich also nicht wirklich weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Psychologische Sicherheit führt zu mehr Team- und letztlich auch zu mehr Unternehmenserfolg.
Mangelt es dagegen an psychologischer Sicherheit, sinkt die Attraktivität als Arbeitgeber, es wird schwierig, gute Mitarbeiter zu finden oder die bestehenden zu hohem Einsatz zu motivieren. Das kostet nicht nur Leistungsfähigkeit, sondern auch richtig viel Geld.

 

Was ist psychologische Sicherheit?

Der Begriff der psychologischen Sicherheit wurde zwar schon 1965 in den wissenschaftlichen Diskurs eingeführt, doch wirklich bekannt geworden ist er erst 2016, als google seine Studien zu “Project Aristotle” veröffentlichte. Dort hat man festgestellt, dass all die bisher angenommenen Variablen wie Zusammensetzung und Größe des Teams, räumliche Nähe, fachliche Qualifikation der Teammitglieder usw. letztlich nicht entscheidend waren für den Teamerfolg. Erstaunlicherweise waren andere Dinge entscheidend. Aspekte wie Respekt, Vertrauen und Wertschätzung waren sichere Indikatoren für eine gute Teamperformance. 

Das belegt auch, dass es in Zeiten von Remote-Arbeit nicht zwangsläufig zu einem Verlust des Teamgefühls oder der Leistungsfähigkeit kommen muss. Aber es zeigt auch, dass es jetzt um so wichtiger ist, für ein erfolgreiches Zusammenarbeiten die Aspekte der psychologischen Sicherheit gezielt zu stärken.

 

„Hinter dem Begriff steht die gemeinsame Überzeugung aller Mitglieder eines Teams, dass die Sicherheit innerhalb der Gruppe gegeben ist, zwischenmenschliche Risiken einzugehen“ (Edmondson, 1999)

 

Die Bereitschaft, zwischenmenschliche Risiken einzugehen ist also die Grundvoraussetzung für eine produktive Zusammenarbeit.

Wie kann diese nun durch Zeitmanagement unterstützt werden?

 

Mehr Ergebnisorientierung durch klare Ziele und gegenseitiges Vertrauen

Wir arbeiten im Team um gemeinsam etwas zu erreichen. Dafür ist es natürlich wichtig, ganz konkret zu definieren, was es eigentlich ist, das wir da erreichen wollen. Und das geht weit über das erfolgreiche Ausführen einer Aufgabe hinaus. Es geht darum, ein Bewusstsein für den Beitrag zu schaffen, den jeder Einzelne mit seinem Einsatz zum Unternehmensziel leistet. Und vor allem geht es darum, jedem Beitrag mit angemessener Wertschätzung zu begegnen und Vertrauen zu  entwickeln. Vertrauen in die eigenen Leistungen, aber auch Vertrauen in die Leistung der anderen.

Durch einen sicheren Rahmen voller Wertschätzung, Vertrauen und gegenseitigem Respekt wird es möglich, gemeinsame Ziele zu verfolgen, ohne ständig mit dem Selbstschutz beschäftigt zu sein. Denn dieser frisst oft einen Großteil der Energie.

Im managen der Zeit bedeutet das, Unternehmenszweck und Ziel klar zu definieren und die Prioritäten, nach denen die Dinge erledigt werden sollen, im Team verbindlich zu bestimmen. Denn jeder Mensch ist anders und jeder Mensch empfindet etwas Anderes als wichtig. Gelungenes Zeitmanagement, dass psychologische Sicherheit erzeugt, sorgt dafür, dass für alle die gleichen Dinge wichtig sind und der Fokus nicht auf das Abarbeiten der Aufgaben, sondern auf das Erreichen eines gemeinsamen Ziels gelegt wird. Wir denken uns also nicht über die Aufgaben zum Ergebnis, sondern wir denken vom Ergebnis her, welche Aufgaben wichtig sind und darum mit Priorität erledigt werden sollten. Wir gewinnen dadurch an Klarheit, Sicherheit, Sinnhaftigkeit und Selbstverantwortung und letztlich natürlich auch an Produktivität.

 

Durch mehr Fehler zu mehr Teamperformance

Einen Fehler zu begehen kann ein sehr großes zwischenmenschliches Risiko darstellen. Denn in vielen Unternehmen geht es mehr um die Klärung der Schuldfrage als um die daraus entstandenen Learnings. Und das wirkt sich nicht nur negativ auf den Teamzusammenhalt aus, sondern hemmt auch unsere Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit. Und das kann sich heutzutage wirklich keiner mehr leisten. 

Einen Fehler zu begehen und einzugestehen erfordert Mut. Doch letztlich sind es die Fehler, die uns den Weg zu besseren Lösungen bereiten. Es erfordert Zeit, um neue Wege für bessere Lösungen zu finden. Denn: Mehr Fehler bedeuten auch mehr Teamperformance. Das hat Amy Edmondson mit ihrer Krankenhaus-Studie belegt. Die Fähigkeit Fehler zu machen, um sich persönlich und als Unternehmen weiter zu entwickeln sollte gefördert und angemessen gewertschätzt werden und vor allem auch zeitlichen Raum bekommen.

Denn wie die neuropsychologische Forschung zeigt, behindert Angst sowohl das Lernen als auch die Zusammenarbeit. Angst erzeugt Stress. Und Stress hemmt die Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und Leistungsfähigkeit wie nichts Anderes.

Im Zeitmanagement bedeutet das: Es sollte Zeit dafür geschaffen werden, neue Dinge auszuprobieren. Und mit einem Scheitern sollte konstruktiv umgegangen werden. Ein Fehler ist ein Gewinn. Für alle. Es braucht also zeitliche Ressourcen, um neue Wege zu gehen, bestehende Prozesse zu optimieren und Ergebnisse differenziert auszuwerten. Wofür man keine Ressourcen zu verschwenden braucht, ist das Klären der Schuldfrage. Das kostet nur Energie und bringt am Ende nix, außer, dass die Teamperformance sinkt. 

 

Mehr Dynamik durch ehrliche Kommunikation und Mitbestimmung

Es ist zu genüge bekannt, dass hierarchische Führung nicht optimal funktioniert. Auch im Umgang mit der Zeit, kann man viel gewinnen, wenn wir daraus ein Gemeinschaftsprojekt machen. Sind die Prioritäten geklärt, dann wird es wichtig für einen möglichst flüssigen Durchlauf der einzelnen Aufgaben zu sorgen. Und das funktioniert nur, wenn die Leistungen der Teammitglieder wie Zahnräder ineinander greifen. Es ist nicht erforderlich, sich als Führungskraft alleine dafür verantwortlich zu zeigen. Im Gegenteil, gestalten wir die Prozesse im Team gemeinsam, kommen nicht nur bessere Lösungen dabei heraus, sondern jeder im Team identifiziert sich mit der Herangehensweise und ist sich vor allem bewusst darüber, warum es wichtig ist, bestimmte Dinge an einer bestimmten Stelle zu tun. 

In einem sicheren Umfeld wird es möglich, Fragen zu stellen, Informationen zu teilen, ehrliches Feedback zu geben, erlebte Spannungen anzusprechen und auch mal Stellung gegen einen Vorschlag zu beziehen. Es geht nicht darum, immer besonders nett zueinander zu sein, sondern die ehrliche Wahrnehmung jedes Einzelnen zu nutzen, um gemeinsam erfolgreich zu sein.

Gerade beim Organisieren der Zeit bekommen hier alle Teammitglieder die Möglichkeit, sowohl ihre Meinung, als auch Ihre persönlichen Bedürfnisse ehrlich zu kommunizieren. Wer arbeitet wann am produktivsten? Wie können wir uns gegenseitig dabei unterstützen, diese produktiven Phasen sinnvoll auszunutzen? Welche Informationen und Vorarbeiten befindet jeder für wichtig und wie können wir Routinen und Abläufe schaffen, dass diese zu gegebener Zeit vorliegen?

 

Kurz und knapp

 

-> Schärfen Sie den Fokus auf alles, was Ergebnisse für’s Unternehmen liefert und haben Sie Vertrauen in Ihre eigenen Fähigkeiten und die des gesamten Teams.
-> Schaffen Sie produktive Zeiten für die Optimierung bestehender Prozesse und entwickeln Sie eine gesunde Fehlerkultur.
-> Ermöglichen Sie ehrliche Kommunikation und Mitbestimmung, um Bedürfnisse und Verbesserungsmöglichkeiten im Zeitmanagement sichtbar zu machen und das Potenzial aller Teammitglieder optimal auszuschöpfen.
Podcast zum Thema:
Im Gespräch mit Götz Müller Consulting über Prozessoptimiertes Zeitmanagement und den Nutzen für alle Beteiligten
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